Liebe Fotografinnen und Fotografen,
als wir vor etwas über einem Jahr mit unserem Projekt „Real Weddings – echte Hochzeiten“ begonnen haben, schrieb eine Kollegin als Kommentar bei Facebook :“Real Weddings? Wofür braucht man das?“. Nun, heute würde eine solche Frage wohl nicht mehr gestellt werden. Fake und Real – diese Diskussion beschäftigt aktuell unsere Gesellschaft, und auch die Hochzeitsbranche.
Fake and Real
Das Problem ist im Grunde auch ein Kind des Internets. Zu den vielen Vorzügen des World Wide Web gehört auch, dass jeder im Grunde alles veröffentlichen kann. So lange wir damit verantwortlich umgehen, ist das eine tolle Sache, aber leider wird dieses Recht immer mehr mißbraucht… Bis zum Jahr 2006 gab es in Deutschland nur „echte Hochzeiten“.
Denn Hochzeiten durften gewerblich nur von Fotografenmeistern fotografiert werden. Es gab pro Gemeinde genau einen Fotografenmeister, und der brauchte i.d.R. nur sein Ladengeschäft und keine weitere Werbung. Dann fiel diese Beschränkung und seit dem darf sich jeder an der Hochzeitsfotografie versuchen. In den Jahren danach, gab es noch relativ wenige freie Hochzeitsfotografen und jede Menge Aufträge für alle, aber gerade das hat sich in den letzten Jahren entscheidend verändert.
Vor einem Jahr hat ein lieber Real Weddings Kollege offizielle Zahlen aus dem Raum Düsseldorf veröffentlicht: 2007 gab es dort etwa 400 gemeldete Fotografen, 2015 waren es bereits mehr als 1.200. Alleine im Raum Düsseldorf. Und das sind nur die offiziellen Zahlen.
In den Jahren bis etwa 2011 wurde die Hochzeitsfotografie im allgemeinen auch als kreative Kunstform, die man besonders gut ausüben wollte angesehen.
Dann aber änderte sich etwas: Fotografinnen und Fotografen, die mehr Wert auf Marketing, als auf eigene fotografische Fertigkeiten legten wurden immer populärer. Es wird mit allem Geld gemacht was geht. Irgendwann kam dann auch – konsequenter Weise – das Angebot, bei einem sogenannten Workshop gleich jede Menge hübsche Bilder fürs eigene Portfolio schießen zu können. Etwas, das bis dahin weithin verpönt war. Wer also die Branche interessiert beobachtete, dem wurde klar, wohin diese Entwicklung führen wird: Zu immer mehr Fake- und immer weniger Real Weddings. Bei gleich bleibender Anzahl von Hochzeiten, aber einer immer weiter wachsenden Anzahl von Menschen, die Hochzeitsfotografen werden möchten, geht das auch kaum anders, denn es ist heute ungleich schwieriger ins Geschäft zu kommen, als noch vor 5-10 Jahren.
Hochzeitsfotografie – die schwierigste Disziplin
Wir sind allerdings davon überzeugt, dass dieser, vermeintlich leichte Weg, den heute viele Brancheneinsteiger gehen, eine Sackgasse darstellt. Ja darstellen muss. Was bei diesen Workshops nämlich nicht erwähnt wird ist die Tatsache, dass die Hochzeitsfotografie die Königsklasse der gesamten Fotografie darstellt. Ein Hochzeitsfotograf muss, um „oben“ mitspielen zu können beinahe alles beherschen: Architektur- Landschafts und Portraitfotografie, und um den schwierigsten Teil nicht zu vergessen, die Reportagefotografie.
Reportagefotos, die nicht wie Vogelbestimmungsbilder aus Büchern wie „was fliegt den da?“ auschauen fotografieren zu können, lernt nur, wer das jahrelang trainiert, und wem es wirklich am Herzen liegt. Ein Hochzeitsfotograf muss darüber hinaus schnell und sicher sein, denn es gibt niemals einen zweiten Versuch. Wer einmal ein Gruppenfoto einer gesamten Hochzeitsgesellschaft auf einem öffentlichen Platz vor einer Kirche auf Zypern dirigieren musste, und dafür nur ein paar Minuten Zeit hatte, weiss, was ich meine.
Ausblick, Aufruf und eine gute Nachricht
Es gibt aber auch eine gute Nachricht für alle Einsteiger. Wer die Branche aufmerksam beobachtet, wir auch feststellen: immer wieder kommen Leute dazu, die eine eigenständige und spannende Bildsprache entwickelt haben, und sich deswegen auch durchsetzen werden. Aber nicht, weil sie Workshops besucht, und Presets gekauft haben, sondern weil sich sich selbst immer weiter weiter entwickeln wollen.
Darum hier nun unser Aufruf: Wir suchen Kolleginnen, denen die Fotografie am Herzen liegt, und die für Echtheit und Wahrhaftigkeit werben, und zum guten Ruf unserer Branche beitragen möchten.
Wir haben bei Real Weddings zwei Gruppen von Fotografen: Den kleinen künstlerischen Kreis und die Real Weddings Botschafter. Wir möchten auf der einen Seite das Besondere , Unterschiedliche und Vielfältige betonen, aber doch jedem, der es ernst meint die Möglichkeit geben, mit an Bord zu sein.
Wer sich durch diesen Aufruf angesprochen fühlt, über dessen Bewerbung würden wir uns sehr freuen.
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